Englischsprachige Literatur

Freeman Castle

Der Klügere lädt nach

Nagel&Kimche/Hanser, München 2018

Galbraith3

Auch bei diesem dritten Roman von Castle Freeman möchte der Leseteufel am liebsten dem Übersetzer Dirk van Gunsteren einen Oskar verleihen für den treffsicheren deutschen Titel, viel besser als das Original “Old Number Five”.

Der Leseteufel macht sich voller Vorfreude an diesen zweiten Roman mit dem etwas schrulligen Sheriff Wing, dem hier seine Frau fremd geht, ihn sogar aus dem gemeinsamen Haus verdrängt, so dass er auf dem durchgesessenen Sofa im Büro schlafen muss. Andererseits wird ihm eine neue deputy, eine ehemalige marine zur Seite gestellt, so dass Freeman für Fortsetzungen ein interessantes Personentableau geschaffen hat. Auch Familiengeheimnisse tauchen auf.

Der neue Gemeindevorsitzende Roark macht dem Sheriff die Hölle heiß, weil immer wieder junge Kriminelle schwer verletzt aufgefunden werden und dann spurlos verschwinden. Er lässt aus der Hauptstadt einen Ermittler kommen, der Wing auf die Finger schauen soll.

Diesem wiederum stehen drei alte Männer zur Seite, ähnlich wie die “Männer mit Erfahrung” aus dem ersten Roman, die das Recht in die eigene Hand nehmen. Sie bedrohen und verjagen den Liebhaber von Wings Frau und bringen den Sheriff dazu, Roark in einem als Jagdunfall inszenierten Mord beiseite zu schaffen.

Und hier schwindet die anfängliche Begeisterung des Leseteufels, denn mit dieser Selbstjustiz bestätigt Freeman alle Vorurteile, die über abgelegene ländliche Gemeinden Amerikas kursieren. Und angetreten ist er ja eigentlich, um zu zeigen, dass Geduld und Augenmaß sowie gelassene Weltsicht die großen Qualitäten der “Hinterwäldler” sind. Schade!