Englischsprachige Literatur

Harries Ann

Der fremde Park (Manly Pursuits)

Goldmann/Random House, München 2002

Galbraith3

Dies ist das Romandebüt der Südafrikanerin Ann Harries, die inzwischen in England lebt, übersetzt von Thomas Stegers.

Fern von ihrer Heimat vertieft Harries sich in die Geschichte Südafrikas auf der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Wie Forrest Gump trifft ihr Protagonist und Ornithologieprofessor in Oxford, Francis Wills, die bedeutendsten Menschen der damaligen Zeit, wie Oscar Wilde, Ruskin, Cecil Rhodes, besonders jedoch hat es ihrem Helden Charles Dodgson alias Lewis Carroll angetan, der sich wie er für kleine Mädchen interessiert, mehr als den beiden guttut.

Der südafrikanische Diamantenhändler, Milliardär und Politiker Cecil Rhodes ist schwer krank und wünscht sich, wie im Märchen, den Gesang der europäischen Vögel, der ihn gesund machen soll. Also reist Wills mit hundert Vögeln auf nach Cape Town. Aber die Vögel bleiben stumm, denn nach ihrem Zeitgefühl ist in Südafrika englischer Winter.

Harries lässt Wills in der Ich-Form erzählen, voller Staunen über die ihm unbekannte afrikanische Welt. Bedeutende Politiker treten auf, die Familie Kipling ist bei Rhodes eingeladen, alles kommentiert Wills im naiven, unfreiwillig ironischen Ton des weltfremden Wissenschaftlers, der erst aufblüht, als er sich mit einem  kleinen Mädchen anfreundet, das er schließlich nackt fotografiert, was zu seinem Rauswurf in Schande führt, obwohl auch Rhodes und anderer “Manly pursuits” eher jungen Männern zugewandt sind, was damals ebenso schändlich war, wie die Autorin am Beispiel Wildes ausführlich beschreibt.