Englischsprachige Literatur

Bilal Parker

Die dunklen Straßen von Kairo

rowohlt, Hamburg 2012

Galbraith3

Über den 1960 geborenen britisch-sudanesischen Autor ist wenig herauszufinden, außer dass er unter seinem richtigen Namen Jamal Mahjoub schon mehrere mit Preisen bedachte Romane geschrieben hat, dies jedoch sein erster(?) Krimi ist. Der englische Titel “The Golden Scales” trifft vielleicht den philosophischen Kern des anspruchsvollen Romans besser, der deutsche die spannende Krimihandlung, wie überhaupt die Übersetzung von Karolina Fell ausgezeichnet ist.

Der Exil-Sudanese Makana lebt auf einem heruntergekommenen Hausboot in Kairo und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs als Detektiv durch, die ihm sein Polizeifreund Okasha zukommen lässt. Im Sudan war er selbst ein angesehener Kommissar gewesen, ehe er vor den  Islamisten fliehen musste und dabei Frau und Kind verlor. Deshalb berührt ihn die Geschichte einer Engländerin besonders, die noch nach 14 Jahren in Kairo nach ihrer verschwundenen Tochter sucht und ermordet wird. Gleichzeitig wird er von Saad Hanafi, einem der reichsten, aber auch zwielichtigsten Erscheinungen der ägyptischen Gesellschaft, engagiert, um dessen verschwundenen Ziehsohn, den berühmten Fußballer Adil, zu suchen.

Makana ermittelt hartnäckig, obwohl selbst sein Auftraggeber ihn täuscht und belügt wie alle anderen. Eingebettet in das schwierige, oft rechtlose Leben der kleinen Leute in Kairo und den selbstgefällig zur Schau gestellten Reichtum einiger weniger ist Makana der Wahrheit auf der Spur, was ihn schließlich beinahe sein Leben kostet und ihn zwingt wie in einer Katharsis seine eigene Vergangenheit noch einmal zu durchleben.

Bilal entwirft ein Sittengemälde von fast barocker Vielfalt, nicht jede Wendung seiner facettenreichen Handlung überzeugt, aber alles wird zusammengehalten von  Makanas glaubhafter Persönlichkeit. Unbedingt lesenswert.