Englischsprachige Literatur

Shakespeare Nicholas

Der Sturm (Secrets of the Sea)

marebuchverlag, Hamburg 2007

Galbraith3

In seinem neuesten Roman macht Shakespeare Tasmanien zur eigentlichen Hauptperson, und er schildert die Insel zwischen dem australischen Festland und der Antarktis sehr eindringlich. Die Menschen wirken wie kleine bunte Punkte in dieser von unruhiger See umgebenen Landschaft.

Wir lernen Alex Dove kennen, der nach dem Unfalltod seiner Eltern von Tasmanien nach England zur Schule geschickt wird und als junger Mann auf die Insel zurückkehrt, um die verfallende Farm seiner Eltern zu verkaufen. Aber er verliebt sich in Merridy, die ihn zwar durchaus schätzt, aber nicht eben liebt. Trotzdem heiraten sie und setzen die Farm wieder in Stand. Natürlich gibt das alles Shakespeare reichlich Gelegenheit, die Menschen in diesem abgelegenen Fleck zu beschreiben, insbesondere den erfolgreichen Makler Ray Grogan, sozusagen den Gegenpol zu Alex.

Das junge Paar richtet sich im gemeinsamen Leben auf der Farm ein, aber ihre Kinderlosigkeit wird zu einer zunehmenden Belastung. Merridy verlegt sich symbolträchtig auf die Austernzucht, und der gilt offensichtlich auch das eigentliche Interesse Shakespeares, das der Leser nur bedingt zu teilen bereit ist. Als das Ehepaar in einem schlimmen Sturm den jungen Straffälligen Kish rettet und aufnimmt, sieht Merridy in ihm einerseits ihren verschollenen Bruder, andererseits einen Liebhaber. Er ist weder noch, schlägt dafür ganz undankbar die Einrichtung kurz und klein.

Merridy lässt sich mit Ray auf einen von den bei Shakespeare so geschätzten one-night-stands ein und wird endlich schwanger. Alex nimmt an, das Kind sei von Kish, großes Drama, aber schließlich wird alles, alles gut. Die Menschen in diesem Epos handeln oft wie in Trance, was auch der etwas mystisch-verschrobenen Erzählweise Shakespeares zu danken ist.