Englischsprachige Literatur

Steinhauer Olen

Die Kairo-Affäre

Blessing, München 2014

Galbraith3

 Olen Steinhauer ist weit herumgekommen, lebt mit seiner Familie in New York und hat schon mehrere Bestseller geschrieben, u. a. “Der Tourist”.

Hier geht er weit in seine eigene Vergangenheit zurück, als er wohl als Student mit Freundin im zerfallenden Balkan die Anfänge des Balkankrieges erlebte. Im Roman reisen Sophie und Emmett auf der Suche nach dem Echtzeit-Kick nach Serbien und werden dort eingeweiht in die unvorstellbaren Grausamkeiten, die die Kroaten diesem armen geknechteten Volk angetan haben. Sophie, eben erst aus der behüteten Harvard-Welt entlassen, will einen im Keller eingesperrten kroatischen Verbrecher erschießen, was dann ihr sanftmütiger Freund übernimmt. Das alles erfährt der geduldige Leser in Rückblenden, denn inzwischen - 2011- leben die beiden in Kairo, Emmett als Mitglied des diplomatischen Korps und CIA-Agent, Sophie als seine Ehefrau. Als sie beruflich nach Budapest reisen, wird Emmett von einem Auftragskiller erschossen. Statt mit dem Sarg nach Amerika zurückzukehren, bleibt Sophie in Kairo, trifft ihren Liebhaber, einen Kollegen ihres Mannes, und versucht, herauszubekommen, wer hinter dem Mord an ihrem Mann steckt.

Dass es durchaus sie selbst sein könnte, bleibt ihr lange unklar. Sie hat nämlich jahrelang geheime Unterlagen vom Schreibtisch ihres Mannes über eine serbische Freundin an den ägyptischen Geheimdienst weitergeleitet, der wiederum an die libyschen Kollegen verkauft hat.

Die Handlung ist allerdings viel wirrer, als hier in Kurzform wiedergegeben und leider überhaupt nicht spannend. Steinhauer erzählt nicht nur in verschiedenen Zeitebenen, sondern auch aus der Sicht verschiedener Personen, die dem Leser allesamt gleichermaßen gleichgültig sind. Interessant allenfalls, wie naiv dieses amerikanische Pärchen sich manipulieren lässt und wie schnell ihre zivilisatorische Hülle fällt, wenn die Umstände dies nahelegen.

Viel überzeugender in dieser Hinsicht ist allerdings “The last hundred days” von Patrick McGuinness, der ebenfalls den Zusammenprall der Welt der britischen Akademia mit der grausamen politischen Wirklichkeit des Zerfalls der Ceaucesu-Diktatur in Rumänien beschreibt.