Jugendliteratur

Horvath Polly

Große Ferien

Berlin Verlag, Berlin 2007 Original im Bloomsbury Verlag, London

Grier

Wer mild komische dysfunktionale Familien schätzt, ist bei Horvath gut aufgehoben. Sie schreibt gnadenlos lustig über den 12jährigen Henry, dessen exzentrische Mutter plötzlich beschließt, die armen Schwarzen in Afrika zu missionieren und ihn mit seinem Vater, einem Bürstenvertreter, zurücklässt. Dieser will seine Frau zurückholen und gibt Henry in die Obhut zweier ebenfalls exzentrischer kinderloser Tanten, die ihn recht herzlos behandeln und am liebsten loshätten. Dann wollen sie auch einmal etwas erleben und gehen mit Henry auf große Fahrt. Also eigentlich ein Road Movie. Es erinnert sehr an Bill Bryson´s “Travels in Small Town America”. Abgesehen davon, dass Henry überall Hamburger mit Chips verzehrt, lernt er eine Menge Leute und auch sich selbst kennen. Also ein Entwicklungsroman. Schließlich kommen seine Eltern, tief zerstritten, wieder zurück. Henry, ein Stück weiser geworden, packt auch das. Ob es sich hier wirklich um ein so gutes Jugendbuch handelt, wie die Kritik preist, bezweifelt der Leseteufel. Es dient eher dem guten Gewissen dysfunktionaler Eltern, wenn sie lesen, wie an diesem Teflonjungen alles abläuft, was ihn belasten könnte.