Jugendliteratur

Clement Catherine

Theos Reise

dtv/Hanser, München 2000

Grier

Die Originalausgabe dieses anspruchsvollen Jugendbuchs der französischen Autorin Catherine Clement (Jg 39) erschien 1997. Schon da also war die Autorin in vorgerücktem Alter und sie schuf sich mit ihrer 14jährigen Hauptfigur, dem altklugen, todkranken Theo, sozusagen einen Enkel nach ihrem Bilde. Auch Tante Marthe, die ihn auf eine luxuriöse Weltreise zu den Religionen mitnimmt, um ihn zu heilen, ist, kaum kaschiert, Clement selbst.

Ihr Vorbild ist wohl Gaarders “Sophies Welt”, und so muss der jugendliche Held auch immer wieder Rätsel lösen, um zur nächsten Reisestation zu kommen. Tantchen hat alles perfekt organisiert, überall treffen sie Vertreter der jeweiligen Religion, die Theo meist feinfühlig in die Geheimnisse ihres Glaubens initiieren. Im Gegensatz zum zeitweise arg erschöpften Leseteufel kann sich Theo auch alles merken und Parallelen ziehen, was hoffentlich die jugendliche Zielgruppe ihm nachtut.

Über mystische Ekstase und alte, fernöstliche Heilmittel wird der Junge wieder gesund und kann am kitschigen Ende all seine Religionslehrer und Familie samt afrikanischer Freundin in Delphi in die Arme schließen.

Die Stärken des Romans liegen sicher im ersten, sehr konzentrierten Teil, der in Jerusalem spielt und sich mit den drei monotheistischen Religionen beschäftigt. Allerdings hat Lessing dazu in seiner “Ringparabel” schon alles Wesentliche in kürzester Form gesagt.

Die Autorin selbst neigt dem Buddhismus zu, was sie, trotz ihrer katholisch-jüdischen Herkunft nicht verhehlt.

Trotz allem für interessierte Jugendliche sicher ein Einstieg in die Religionsphilosophie.