Weite_Welt

Mankell Henning

Der Chinese

Büchergilde Gutenberg, Frankfurt 2008

Ernestam2

Eigentlich hatte sich der Leseteufel ja geschworen, keinen Roman Mankells mehr zu lesen, da ihm die düsteren Wallander Krimis gründlich auf die Nerven gegangen waren.

“Der Chinese” wurde aber als etwas völlig anderes von mehreren Seiten empfohlen, was das Leseteufelchen nach der Lektüre recht ratlos zurücklässt.

Denn hier versucht sich Mankell, der Krimihandlung müde geworden, als Historiker des Schicksals chinesischer Wanderarbeiter beim amerikanischen Eisenbahnbau vor 150 Jahren, verknüpft diesen Erzählstrang mit der Abschlachtung greiser Bewohner eines kleinen schwedischen Dorfes im Jahr 2006, wirft ein paar hilflos ermittelnde Kriminalbeamte dazu und eine in einer Sinnkrise befindliche Richterin, die auch etwas mit den Ermordeten zu tun gehabt zu haben glaubt. Sie reist nach China und wundert sich, wie sehr sich das Land von den kommunistischen Idealen weg bewegt hat, die ihrer eigene Jugend geprägt haben ,und wohl auch die des Autors, der hier seine sozialkritischen Ansichten voll einbringt, passend zur kurz bevorstehenden Olympiade in Peking, welch Zufall.

Schließlich stellt sich heraus, dass ein chinesischer Neureicher aus Rache für das, was ein schwedischer Vorarbeiter vor 150 Jahren in Amerika seinem Vorfahren angetan hat, die Morde in Schweden angezettelt hat. Gleichzeitig reichen seine Familienbande aber nicht so weit, seine eigene Schwester von seiner Mordlust auszunehmen. Denn er will, im Gegensatz zu ihr, in Übereinstimmung mit seiner chinesischen Regierung 4 Millionen arme Bauern nach Afrika umsiedeln und zu dem Zweck riesige Ländereien in Zimbabwe aufkaufen.

Alles wirr und auch erzählerisch misslungen, wenn auch von großem Pathos durchströmt.