Bonnot Xavier-Marie
Die Melodie der Geister
Bonnot, Jg. 1962, arbeitete als Regisseur von Dokumentarfilmen und Reportagen, ehe er 2002 mit seinem ersten Krimi bekannt wurde. Seither ermittelte Michel de Palma in 5 Fällen. Seine “Kriminalfälle mit kulturhistorischem Wissen” scheinen das Erfolgsrezept Bonnots zu sein, zumindest in Frankreich. Der Leseteufel zählt sie eher zur Kategorie der “Pinselkrimis” für Leser mit literarischem Anspruch, zu denen er erklärtermaßen nicht gehört.
Ausgangspunkt der reichlich verwirrenden Handlung ist der Mord an dem alten Ethnologen Dr. Delorme, der vor 60 Jahren in Neu-Guinea Totenmasken und andre Souvenirs gekauft und auf französische Museen verteilt hat. Nun fehlt eine dieser Masken aus seiner Privatsammlung, die seine Enkelin, ebenfalls Kunsthistorikerin erben soll. De Palma, der “Baron”, ermittelt fleißig, der Leser kommt gleichzeitig in den Genuss weitschweifiger ethnologischer Ausführungen. Natürlich erfährt er auch, wie schade es ist, dass die verschiedenen Ethnien auf Neu-Guinea sich nicht mehr gegenseitig abmurksen und enthaupten dürfen, auch diese Häupter nicht mehr künstlerisch gestalten dürfen.
Alles ein ziemliches Durcheinander, dem man die erzieherische Absicht aber doch allzu sehr anmerkt. Mit Mühe und ohne Gewinn bringt der Leseteufel diese ziemlich überfrachtete Geschichte zu Ende. Dafür weiß er jetzt alles über den Niedergang des Hafens von Marseille und damit der ganzen Stadt.