Padura Leonardo
Die Durchlässigkeit der Zeit
Padura (Jg.1955) ist der von der internationalen Kritik als bekanntester Schriftsteller gefeierte Chronist seines Landes, geboren in Havanna, wo er bis heute lebt.
Wieder muss der Leseteufel feststellen, dass sich seine Vorbehalte gegenüber Romantitel im Genitiv in den meisten Fällen als begründet herausstellen, so auch hier.
Padura wartet auf mit der prallen Lebenslust, die wir Europäer den Südamerikanern zuschreiben, wenn er auch damit beginnt, dass der Ich-Erzähler und alter ego des Autors, Mario Conde, über sein Greisenalter lamentiert, weil er demnächst 60 wird.
Seinen eher armseligen Lebensunterhalt verdient er mit antiquarischen Büchern und gelegentlichen Aufträgen als Privatdetektiv, denn er war mal 10 Jahre lang Polizist. Er soll eine geraubte Marienstatue wiederfinden, eine schwarze Madonna. Von daher ist das Cover des Romans Unsinn, denn hier wird eine weiße Figur abgebildet.
In diese Handlung eingebettet ist die Geschichte der schwarzen Madonna, von heute bis ins 12. Jahrhundert der Tempelritter sozusagen rückwärts erzählt, mit dem immer gleichnamigen Protagonisten.
Das Leseteufelchen liest pflichtbewusst bis zum Ende, muss aber sagen, dass die alkoholgeschwängerte, buddy- und machomäßige Atmosphäre wenig interessant ist, höchstens die wohl realistische Schilderung der heutigen gesellschaftlichen Zustände in Kuba sind erhellend. Dank gebührt aber Hans-Joachim Hartsein für seine kongeniale Übersetzung ins Deutsche.