Weite_Welt

Stasiuk Andrzej

Galizische Geschichten

Suhrkamp, Frankfurt 2002

Ernestam2

Der Autor (Jg. 1960) lebt mit seiner Familie in den Beskiden und der geographieunkundige Leseteufel geht davon aus, dass sein Galizien in Südostpolen kurz nach der Wende ein ähnlicher Kosmos einer untergegangenen ärmlichen Welt ist.

In kurzen Vignetten stellt Stasiuk immer neue verlorene Figuren vor, meist Männer um die 40, die hart arbeiten, hart trinken und alle Illusionen verloren haben. Nur zwei Frauengestalten tauchen auf: eine alte Oma, deren 7 Töchter bis auf eine weggegangen sind, darunter eine junge attraktive Frau, die erst allen Männern den Kopf verdreht, weggeht und schließlich gebrochen wieder zurückkommt. Die Figuren fügen sich wie zu einem Reigen, man möchte fast sagen, einem mittelalterlichen Totentanz gleich.

Am eindringlichsten aber ist für den Leseteufel  “Der Ort”, an dem früher eine orthodoxe Kirche stand, die abgebaut und ins Museum gebracht wurde, aber wie in einem Hologramm immer noch präsent ist.

Stasiuk schreibt voller Anteilnahme in einem überbordenden, bilderreichen, assoziativen Stil, hervorragend übersetzt von Renate Schmidgall.