Gardonyi Geza
Idas Scheinehe
Die Originalausgabe dieses ungarischen Klassikers erschien 1925 und ist, wie alle Bücher des Autors, bis heute in Ungarn sehr beliebt, wie der Leseteufel aus dem Klappentext erfährt. Und das Werk steht in der klassischen Erzähltradition, die eine “unerhörte Begebenheit” (Kleist) zum Mittelpunkt des Geschehens macht.
Hier ist es die Kleinanzeige “Suche Ehegatten für meine Tochter. Mitgift beträgt 300 000 Kronen in bar.” Mit dieser Anzeige will ein reicher Budapester Weinhändler seine volljährige Tochter loswerden, die er bis dahin in ein Kloster gesteckt hatte. Sein eigener Lebenswandel als lustiger Witwer und Gastgeber mit zweifelhaftem Ruf macht es ihm unmöglich, seine sittenstreng erzogene Tochter bei sich aufzunehmen.
Es findet sich ein junger Mann aus gutem Hause, der aus familiärer Geldnot bereit ist, auf den Handel einzugehen. Denn Ida lässt sich zwar auf die Eheschließung ein, besteht aber darauf, dass beide sich wie Fremde begegnen, bis das Jahr um ist, nach dem sie sich laut Ehevertrag scheiden lassen kann. Es ist nun ganz hübsch zu verfolgen, wie das Paar nach außen seinen Ehestand zelebriert, nach innen sich aber äußerst fremd bleibt. Natürlich weiß der Leser, wie alles enden wird, aber ein paar Verwicklungen lassen die Handlung leidlich unterhaltsam bleiben.
Das Paar zieht nach München, wo der junge Ehemann im Kreise seiner Künstlerfreunde eine durch Geldnot unterbrochene Malerexistenz wieder aufnimmt. Nett zu hören, dass damals das Leben in München viel billiger war als in Budapest, und das Cafe Luitpold als Künstlertreff eine große Rolle spielte. Gardonyis Begeisterung für ungarische Nationalkunst der Zeit stößt allerdings ein bisschen auf.
Ida erweist sich als erstaunlich energische, eigenwillige junge Frau, ihr Csaba als feiner Kerl, und am Ende wird alles, alles gut.
Leider kann man das von der zwar durch die Europäische Kommission geförderte, aber recht holprige Übersetzung nicht sagen.