Weite_Welt

Eco Umberto

Baudolino

Hanser 2001

Ernestam2

Umberto Eco fängt diesen Roman aus dem 12. Jahrundert mit einem vulgär- mittelhochdeutschen Fragment der von Baudolino verfassten Chronik an, den Gesta Baudolini, die er pikanter Weise auf das Pergament einer Chronik des Bischofs Otto von Regensburg schreibt, bei dem er in die Lehre geht. Er hat seinem Meister dieses wertvolle Schriftstück gestohlen.
Es geht also mit Baudolinos Geschichte schon sehr abenteuerlich los, wenn der Leseteufel auch eine Weile braucht, bis ihm die verzwickte Rahmenhandlung klar wird.
Jedenfalls trifft Baudolino im heimischen oberitalienischen Sumpf im Nebel auf einen Ritter, dem er das Leben rettet, indem er ihn auf festen Boden führt. Gerührt nimmt ihn der Ritter, Kaiser Friedrich Barbarossa, mit nach Deutschland, wo er eben jene Ausbildung erhält. Dann wird er zum Berater des Kaisers, verfasst und vor allem fälscht für ihn die jeweils erforderlichen Schriftstücke. Den letzten Schliff bekommt seine Ausbildung an der Universität in Paris, wo er einen Kreis von getreuen Mitstudenten um sich schart. Bis dahin verläuft sein Leben ganz nach dem Vorbild des Simplizissimus.
Da der Kaiser dem Papst gegenüber in Not ist, auch das ja bekannte Küren von Gegenpäpsten nur mäßig Erfolg verheißt, hilft Baudolino, indem er Reliquien “findet” und eine Einladung des sagenhaften Priesters Johannes aus dem fernen Morgenland für Kaiser Barbarossa eintreffen lässt. Seine Freunde aus Pariser Studententagen helfen bei der Fing- und Fixierung des Schreibens.
Schließlich stirbt Barbarossa auf mysteriöse Weise, die Freunde werden des Mordes verdächtigt und fliehen in eben jenes Morgenland, um das Reich des Priesters Johannes zu suchen, das sie vorher so glaubwürdig erfunden haben.
Jetzt wird die Geschichte konfus, etwas langatmig, ähnlich wie die Schilderungen des Simplizissimus von der Hölle, dem Himmel und vergleichbar realen Gefilden.
Am Schluss findet sich die Freundesschar im zerstörten Konstantinopel wieder, der “Mord” an Barbarossa wird aufgeklärt, die Gesta Baudolini finden aber trotz aller Mühe keinen Chronisten. Wie in einem Spiegelkabinett begegnet der Leser Bruchstücken aus realer Geschichte, fiktiver Lebensgeschichte Baudolinos und dessen Lügengespinsten.
Ebenso verwirrt wie in einer solchen Jahrmarktattraktion  verlässt der Leser am Ende seinen Baudolino.