Weite_Welt

Dicker Joel

Das Geheimnis von Zimmer 622

Piper, München 2021

Ernestam2

Bis in die Umschlaggestaltung lehnt sich dieser Roman an den Welterfolg Joel Dickers mit seinem “...Harry Quebert” an. Diesmal schreibt er gleich in der Ich-Form von den Schwierigkeiten eines Schriftstellers, einen Roman zu schreiben.

Hier ist der väterliche Freund Dickers verstorbener Verleger, dem er wohl ein Denkmal setzen will.

Bei der eigentlichen Handlung geht es über unzählbare Rückblenden und Perspektivenwechsel um den Mord in besagtem Zimmer eines Luxushotels in Verbier/Schweiz, wie sich ja überhaupt Dicker von Anfang an in die Welt der Reichen und Schönen hineinschreiben will. Keine der Figuren ist sympathisch, sie zappeln alle wie Marionetten von der Hand Dickers.

Und wie in einem jahrmarktlichen Spiegelkabinett ist nichts, wie es scheint. Das ist leidlich spannend, aber der naive Augenaufschlag, mit dem Dicker so tut, als sei es mittels Silikonmaske und Briefchen möglich, die Gestalt zu wechseln oder die Handlung zu beeinflussen, geht dem Leser auf die Nerven.

Der Leseteufel fühlt sich erinnert an voluminöse Barockromane oder an E.T.A. Hoffmanns Erzählungen, nur fehlt das immanent Drohende, Böse und somit bleibt alles gefällig glatt.