Weite_Welt

Frascella Christian

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2012

Ernestam2

Christian Frascella (Jg. 1973) hat mit diesem coming-of-age-Roman sein Debüt als Schriftsteller abgeliefert, erfolgreich, wenn der Leseteufel dem Klappentext Glauben schenken darf. Ähnlich wie Dave Eggers stellt auch hier einer seine Jugenderfahrungen als sensationell einzigartig dar, was der gewollt originelle Titel nicht eben dezent andeutet. Mit Prügeln geht die Ich-Erzählung des 17-jährigen Jungen aus zerrüttetem Elternhaus los und er prügelt und pöbelt sich weiter durch seine Geschichte über die Mutter, die mit einem 13 Jahre jüngeren Tankwart durchgebrannt ist, den Vater, der seinen Kummer im Suff ertränkt, bis er eine neue Liebe findet, die ältere Schwester und Mönchsrobbe, die ihren ersten Liebhaber heimbringt. Der Erzähler selbst ist natürlich Hauptfigur, hadert mit allem und jedem, wird nach der eingangs geschilderten Prügelei der Schule verwiesen, bei einer weiteren Prügelei krankenhausreif geschlagen, was ihm aber nicht seine große Klappe und sein großspuriges Auftreten verleidet. Eine anfangs unerwiderte Liebesgeschichte mit einer Verkäuferin bahnt sich an, er findet Arbeit in einem Stahlwerk, wirft aber am Schluss die Stelle hin.

Der gewollt ordinäre Halbstarkenjargon soll authentisch wirken, wird aber vom Autor nicht durchgehalten. Zwischendrin darf sein Held seine Ergüsse in gepflegt anspruchsvoller Sprache von sich geben; kaum glaubhaft bei seinem Werdegang. Und bestimmt keine leichte Aufgabe für Annette Kopetzky, die kongenial übersetzt hat.

Also eine durchaus ambivalente Leseerfahrung.