Leseteufel Deutsch

Kaminer Wladimir

    Russendisko

Goldmann, München, 2000

Precht

Diese kurzen Geschichten stellen wohl eine Sammlung von wöchentlichen Kolumnen über das Leben der Russen in Berlin dar, die Kaminer für die Zeitung geschrieben hat.

So sind sie sicher von unterschiedlicher Qualität, aber alle zeigen einen ungewohnten, frischen, sozusagen unverstellten  Blick auf die Berliner Gesellschaft. Kaminer schreibt locker, umgangssprachlich, als wenn er bei einem Glas Bier über die Absurditäten des täglichen Lebens, insbesondere im Milieu der russischen Emigranten, erzählen würde. Ein bisschen erinnert das an die “ Blaumilchkanal” Satiren von Kishon.

Besonders gefällt mir “Ein verlorener Tag”. Hier wird Kaminer von einem Redakteur aufgefordert, über Jugendkultur in Berlin zu schreiben, es fällt ihm rein gar nichts ein, er hetzt zu einem Fototermin, nur um festzustellen, dass er über Judenkultur hätte schreiben sollen.

Manche Geschichten dagegen bringt Kaminer nur mit Mühe zu einem  Ende, die Pointen klingen lasch oder übertrieben originell, aber schließlich betreibt er auch journalistisches Tagesgeschäft.