Leseteufel Deutsch

Maron Monika

    Artur Lanz

Fischer, Frankfurt 2020

Precht

Monika Maron (Jg. 1941) hat mit dieser tagebuchähnlichen Erzählung die deutsche Literaturszene aufgemischt. Sie musste den Verlag wechseln, um das Buch überhaupt veröffentlichen zu können und es wurde beim Erscheinen sofort in die rechte Ecke gestellt. Im Gegensatz zu den professionellen Literaturkritikern gehen die Leser in ihren Kritiken bei Amazon viel verständnisvoller mit dem Buch um, der Leseteufel eingeschlossen.

Maron  beschreibt darin, wie ihr als alter Frau nach einer zufälligen Begegnung mit dem 50jährigen Artur Lanz, der ihr Sohn sein könnte, die Frage nicht mehr aus dem Kopf geht, warum in unserer “postheroischen” Zeit Heldentum gleich verdächtig rechts erscheint.

Lanz´ erster Versuch einer Heldentat gerät unfreiwillig komisch, denn er rettet seinen Hund davor, sich mit der überlangen Leine zu erdrosseln. Die Ich-Erzählerin erfährt davon und freundet sich mit dem vereinsamten, von Hund und Frau getrennten Mann an.

Eingestreut sind Einladungen bei Freunden aus der Intellektuellenszene, die wie bei Christine Eichel “Gefecht in fünf Gängen” sanft aus den Fugen geraten und von feiner Ironie getragen sind.

Die Erzählerin erfährt von Lanz, dass sein Freund Gerard (Held) in der Firma in ein Tribunal geraten ist, weil er bei facebook etwas von einem “Grünen Reich” geschrieben hat, das auf Deutschland zukomme, ein Begriff, den eine englische Zeitung zum ersten Mal in diesem Zusammenhang benutzt hat.

Maron erinnert sich an ähnliche Vorkommnisse in der DDR, die mit der Vernichtung der beruflichen Existenz endeten, und verbindet ihrerseits die aktuelle Entwicklung mit der Frage des Heldentums. Und ihr Artur Lanz(elot) wird zum Helden, indem er seinen Freund bei einer zweiten Auseinandersetzung im Kollegenkreis wütend verteidigt, was zur Folge hat, dass beide die Firma verlassen (müssen), obwohl auch ein persischer Kollege für sie eintritt. Im Gegensatz zur Wirklichkeit hat Maron für die beiden Verfemten ein eher unglaubwürdiges happy end vorgesehen.

Maron setzt sich zudem sehr eindringlich mit dem Altwerden auseinander, bei dem ihr eine schon zu DDR-Zeiten unbeugsame Freundin hilft.

Die Autorin kann so verschmitzt ironisch schreiben, dass es den Leseteufel wundert, warum sie auf dem Umschlagbild gar so grimmig schauen muss. Und warum zeigt der Buchumschlag nicht den mittelalterlichen Lanzelot als kühnen Helden in Ritterrüstung?

“... all die Menschen hier, und jeder von ihnen sein eigener Kosmos, und jeder ist der Welt vollkommen gleichgültig, genau wie ich.” (S.11)

“Ich hatte den Verdacht,... dass postheroisch nur ein Synonym für feige war, wie das Wort Mut in dem Wort Zivilcourage untergegangen war.” (S.58)