Leseteufel Deutsch

Reichholf Josef H.

    Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends

Fischer, Frankfurt 2007

Precht

Den Titel hat Reichholf offensichtlich in Anlehnung an Brysons “Short History of nearly Everything” ausgesucht, und ähnlich wie diesem gelingt es Reichholf, in unterhaltsamem Plauderton unser Wissen über die Naturgeschichte der letzten tausend Jahre zurechtzurücken und zu erweitern.

Dass er wissenschaftliche Erkenntnisse für Laien verständlich darstellen kann, macht ihn wahrscheinlich in der deutschen Wissenschaft suspekt, aber er schreibt ja auch für ein breites Publikum. Dieses Buch stellt die Summe seiner Erfahrungen dar, gelegentlich neigt er zu Wiederholungen und Abschweifungen, insgesamt jedoch setzt er einen erfreulichen Kontrapunkt zur diffusen Katastrophenstimmung, die zur Zeit en vogue ist. Seine Hauptgegner sind Jäger, Viehzüchter und Flussregulierer, aber auch Umweltschützer, die Sachkenntnis durch Ideologie ersetzen, laufen ihm ins Messer.

Da wird er detailliert wissenschaftlich, um z. B. die These zu widerlegen, der Bienenfresser komme erst jetzt in Folge der Klimaerwärmung nördlich der Alpen vor. Ganz beiläufig erfahren wir, dass der Fasan aus Asien hierher eingeführt wurde, die Rosskastanie vor 200 Jahren aus dem Balkan eingewandert ist.

Grundthese, die Reichholf auch in seinen anderen Veröffentlichungen, wie im “Comeback der Biber” immer wieder vertritt, ist der Wandel als einzige Konstante in der Natur. Das fällt uns Menschen schwer, da wir zwar nur eine so kurze Spanne hier auf Erden leben, aber halt alles so vorfinden wollen, wie wir es erlebt haben, als wir erstmals Natur bewusst wahrnahmen.

Also ein unbedingt empfehlenswertes Buch, das mit vielen liebgewonnenen Vorurteilen aufräumt.