Leseteufel Deutsch

Reitschuster Boris

    Putins Demokratur

Econ/Ullstein, Berlin 2006

Precht

Boris Reitschuster lebte 15 Jahre in Moskau, als Journalist der FOCUS-Redaktion, ehe er dieses Buch schrieb, vermutlich gleichzeitig seinen Abschied von Russland nahm, denn es ist kaum anzunehmen, dass seine Akkreditierung nach Erscheinen dieser Abrechnung mit dem System Putin verlängert wurde.

Der Leseteufel erfährt mehr, als ihm lieb ist, darüber, warum seine lang gehegten Vorurteile gegenüber der russischen Politik gerechtfertigt sind. Leider lehrt das Buch nicht nur den Westen allgemein, sondern den Leser insbesondere das Fürchten.

Reitschuster beschreibt anhand von konkreten Einzelfällen, wie es Putin gelungen ist, all wesentlichen Bereiche des politischen und wirtschaftlichen Lebens in Russland unter seine Kontrolle zu bringen. Er umgibt sich mit einem harten Kern von Gleichgesinnten, die er aus seiner Petersburger Zeit kennt und diese Clique beherrscht alles. Wie unter dem Kommunismus gibt es keinerlei Rechtssicherheit, der Nationalismus wird angestachelt, der Westen als Feindbild und Sündenbock aufgebaut für alles, was dem Regime nicht passt. Oppositionelle und Menschenrechtsgruppen werden diffamiert als Handlanger des Westens oder brutal ausgeschaltet.

Die zunehmende Abhängigkeit Deutschlands von Energielieferungen Russlands erscheint in einem beklemmend bedrohlichen Licht. Wo ist der “lupenreine Demokrat” und Duzfreund Schröders geblieben?