Leseteufel Deutsch

Remin Nicolas

    Schnee in Venedig

rowohlt, Hamburg 2004, Neuausgabe 2009

Precht

Nicolas Remin (Jg. 1948), studierte Literatur und Kunstgeschichte, auch in Amerika, und arbeitete anscheinend lange im Synchronbereich, ehe er mit “Schnee in Venedig” seinen ersten Krimi vorlegte, der im Venedig des Jahres 1862 spielt, als die Stadt in der Hand der Österreicher war.

Insofern ist Commissario Tron als Venezianer den österreichischen Behörden per se verdächtig und so wird ihm die Ermittlung im Mordfall Hummelhauser, der auf einem österreichischen Passagierschiff zusammen mit einer unbekleideten Frauenleiche aufgefunden wird, auch allzu prompt von der österreichischen Militärpolizei entzogen. Tron, aus ältestem aber verarmtem Venezianer Adel, zieht sich aber nicht vornehm in seinen bröckelnden Adelspalast zurück, sondern ermittelt eigensinnig weiter, angespornt von der schönen Principessa di Montalcino, die sich auch auf besagtem Schiff befand, ebenso wie eine Reihe anderer nun höchst verdächtiger Gäste. Also die klassische Agatha Christie Situation, allerdings in historisches Gewand gekleidet.

Dazu kommt Sissi, die Kaiserin von Österreich, die von ennui geplagt, ihre Tage in Venedig verbringt, weil sie nicht zu ihrem ungeliebten Gatten zurückkehren will. Auch sie schaltet sich in die Ermittlungen ein, macht Venedig incognito unsicher. Weitere Morde geschehen.

Die Handlung kulminiert auf dem Maskenball in der Villa Tron, der Kommissar überlebt gerade so eben, muss er ja, denn es folgen vier weitere Krimis der Reihe.

Wenn auch Remin die Morde recht blutrünstig arrangiert, so treibt er doch die verwickelte Handlung in leichtem, oft amüsiertem Plauderton voran. Eine vergnügliche Lektüre!