Leseteufel Deutsch

Strauss Botho

    Die Unbeholfenen

Hanser, München 2007

Precht

Diesen schmalen Band als “Bewußtseinsnovelle” (alte Rechtschreibung) zu klassifizieren grenzt an Etikettenschwindel. Strauss hat eine elitäre kleine Gesellschaft in einem Elfenbeinturm versammelt und lässt sie in gestelzten Sätzen über die verrohte Welt da draußen räsonieren: “Die Stärke des Menschen ist nicht, Katastrophen zu verhindern, sondern mit ihnen fertig zu werden.” (S. 60). Damit hat Strauss zweifellos Recht und der Seitenhieb auf die umweltbewegten Weltverbesserer ist sicher gelungen. Aber solche Anmerkungen zum Weltgeschehen sind ihm nicht genug. In getragen elegischem Tonfall ergreift einer nach dem anderen in diesem Trupp das Wort und gibt Schwülstig-Wichtiges von sich, wobei für den literarisch und philosophisch Eingeweihten all die Anspielungen sicher reizvoll sind. Ernst Jünger und Handke lassen grüßen. Letzlich aber geht es dem Autor doch um das Eine: Eine Frau rumzukriegen, am besten Mutter und Tochter gleichzeitig. Was muss das Leben eines alternden deutschen Intellektuellen schal sein!