Leseteufel Deutsch

v. Ditfurth Christian

    Mann ohne Makel

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2004

Precht

Der Untertitel dieses Krimis lautet “Stachelmanns erster Fall”. Also “atemberaubend und mitreißend” ist dieser eher gemächlich umständlich geschriebene Erstling nicht. Wieder einmal versucht ein Wissenschaftler, diesmal ein Historiker, aus seinem Spezialwissen Kapital zu schlagen und erfindet einen kongenialen Helden, hier den etwas verkrachten arthritischen Historiker und Detektiv wider Willen Josef Maria Stachelmann.

Er kommt mit seiner Habilitation über die Geschichte des im Dritten Reich enteigneten Grundbesitzes jüdischer Bürger Hamburgs nicht voran. Da, welch Zufall, bittet ein alter Freund und Kriminalkommissar um seine Hilfe. Alles entwickelt sich etwas zäh, der Leseteufel braucht viel Geduld. Wie gut, dass es die nationalsozialistische Vergangenheit gibt, was täten sonst unsere Autoren, wie Schlink&Co.

Also, schließlich stellt sich heraus, dass ein alter Mann (Jude) kleine Kinder und Frau eines Schuldigen umbringt, weil er auch 2004 nicht über seine tragischen Kindheitserlebnisse hinwegkommt. Ein Historiker, der sich durch Aktenberge wühlt, um für seine Habilitationsschrift einen neuen Aspekt der immer gleichen alten Geschichte zu entdecken, findet das alles sicher wahnsinnig spannend, aber der nicht gleichermaßen ambitionierte Leser?