Leseteufel Deutsch

von Uslar Moritz

    Deutschboden

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2010

Precht

v. Uslar arbeitet für die “Zeit” und geht hier als “Reporter” und Ich-Erzähler für ein Vierteljahr in die Brandenburgische Provinz, um das Lebensgefühl der als Nazis und Skins verrufenen Jugend dort zu erforschen.

Im Grunde wechselt er aber nur von seinen Champagner saufenden Kumpels in der Berliner Kneipe zu den Molle saufenden Kumpels in der Schröderschen Kneipe in “Hardrockhausen”. Obwohl er auch den Bürgermeister und andere staatstragende Mitglieder dieser Kleinstadtgemeinde interviewt, hören wir davon nichts, sondern die immer gleichen Kneipengespräche im “Proll-O-Ton”. Es ist Uslar hoch anzurechnen, dass er sich nie über seine meist viel jüngeren Gesprächspartner lustig macht oder sie bloß stellt. Gelegentlich kommt ihm zudem die alkoholgeschwängerte Einsicht, dass seine neuen Kumpels auch etwas auf dem Kasten haben, vor allem wenn sie sich in der Band 5-Teeth-Less zum Proben zusammentun.

von Uslars stilistische Unzulänglichkeiten zeigen sich nicht in der getreuen Wiedergabe des autochthonen Dialekts, sondern eher, wenn er sich literarisch versucht: “.. Eine irre Bewegung am Firmament, die Kräfte des Lebensbejahenden und Frohen schienen von ganz weit oben, wirklich aus dem Weltall oben, zu uns herunterzustoßen.” (S. 67/68)

Den Titel “Deutschboden” entdeckte er über ein Ortsschild, hinter dem sich rein gar kein Ort befand.

Sollte Uslar seine Feldforschungen auf andere benachteiligte Gebiete Deutschlands ausdehnen wollen, z, B. den hinteren Bayrischen Wald, dürfte er ähnliche Erfahrungen machen, nur würden ihm die Einheimischen dort sicher, und zu Recht, mit mehr Misstrauen und Abweisung begegnen.