Leseteufel Deutsch

Wolf Klaus-Peter

    Ostfriesenangst

Fischer, Frankfurt 2012

Precht

Dies ist der sechste Ostfriesenkrimi von Wolf mit der Ermittlerin Ann-Kathrin Klaasen, und im Klappentext heißt es, dass Wolfs Krimis in 24 Sprachen übersetzt wurden. Ob Ostfriesisch auch dabei ist? Jedenfalls hat sich der Gelsenkirchner Wolf regelrecht eingeholzbockt in Ostfriesland, diesmal auf Norderney und Langeoog und die armen Ostfriesen müssen es sich gefallen lassen, von einem Zugereisten vorgeführt zu werden.

Das Ermittlungspersonal ist bedingt einsatzfähig, auch die Hauptfigur Ann-Kathrin mehr mit ihrem wirren Privatleben beschäftigt als damit, konsequent den aktuellen Fall zu lösen. Da verschwindet der Lehrer einer Bochumer Schülergruppe bei einer Wattwanderung, ein weiterer Mann wird erschossen aufgefunden, die Schüler sind samt ihren angereisten Eltern obstinat, BKA-Beamte müssen als Plisch und Plum den aus der Sicherungsverwahrung freigelassenen Sexualstraftäter Eichinger rund um die Uhr bewachen...

Wolf erzählt aus ständig wechselnder Perspektive von den unterschiedlichsten Aspekten dieses Handlungswirrwarrs, am liebsten aus der Sicht des Gourmet-Sex-Killers Eichinger (!), da Wolf sich aber auch noch reichlich Gesellschaftskritik vornimmt, gerät alles aus den Fugen. Er ist nicht fähig zur konzentrierten, die Handlung wirklich vorantreibenden Darstellung, nichts fügt sich zu einem logischen System. Ein Ärgernis sind auch die Anbiederungsversuche an die Jugendlichen, die bei einer Party das Haus Ann-Kathrins mit Sex- und Drogenorgien verwüsten dürfen, während sie und ihr Lebensabschnittsgefährte nicht einmal versuchsweise eingreifen. Was folglich von ihrem Durchsetzungsvermögen in ihrer beruflichen Tätigkeit zu halten ist, liegt auf der Hand.

Der Leseteufel muss wieder einmal eine deutsche Krimilandschaft enttäuscht verlassen.