Leseteufel Deutsch

Dorn Thea

    Die Brut

Manhattan-Goldmann, München 2004

Precht

Seit ihrem Erstling “Berliner Aufklärung” von 1993, den Dorn mit 24 schrieb, ist sie in jeder Hinsicht älter geworden. Es fehlt der Biss, der kalt-sezierende Blick, die sprachliche Frechheit.

Hier lernen wir Tessa kennen, wie die Autorin Moderatorin einer Talkshow. Der Leseteufel will gar nicht wissen, was alles sonst in dieser Geschichte autobiographischen Ursprungs ist, jedenfalls ist diese Tessa ein glühendes Mitglied der Schickimicki-Szene, mit Schauspieler-Partner, schickem Loft, teuren Kaschmirpullis - “Gala” lässt grüßen. Schmerzlich vermisst der Leser die ironische Distanz, die Thea Dorn bisher auszeichnete.

Zwei Drittel des Buches schildern diese Welt, angereichert durch eine breit ausgewalzte Schwanger- und ebensolche Mutterschaft. Erst im letzten Drittel kommen mütterliche Angstträume zu ihrem Recht. Das Kleinkind stürzt von der noblen Dachterrasse in den Tod, die Moderatorin in Verzweiflung. Jetzt muss sie fest büßen.

Dieser Teil interessiert Dorn aber nicht mehr allzu sehr, ist eher Pflichtprogramm. Tessa täuscht eine Kindsentführung vor, schließlich taucht das Kind wieder auf, mit anderer Augenfarbe, ein bisschen kleiner, aber weder Mutter noch Vater merken das, nur das Kindermädchen, das daraufhin kündigt. Sollte es sich hier um Gesellschaftssatire handeln, ist sie gut verborgen.