Weite_Welt

Manchette Jean-Patrick

Knüppeldick

Distel, Heilbronn 2001

Ernestam2

Für Manchette hat Raymond Chandler tapfer Pate gestanden, damit auch die Franzosen in den 70igern ihren “roman noir” bekamen; für die Deutschen sah wohl ein Verlag erst 2001 den Bedarf für eine Übersetzung, ein Unterfangen, das der Leseteufel nur loben kann, denn Manchette lässt in seinem Krimi nichts anbrennen, dafür fließen Blut und Tränen reichlich und werden auch nicht verdünnt durch zuviel sozialkritisches Lamento. Mich erinnert der Erzählton ein wenig an die Südstaatenschwermut eines James Lee Burke, aber auch das ist eine echte Empfehlung.

Mit dem verkrachten Helden Eugene Tarpon, einem Ex-Polìzist und Privatdetektiv, tritt wieder mal ein sympathisch lakonischer einsamer Wolf auf die Krimi-Bühne, der eigensinnig seinen Fall verfolgt, auch wenn alle ihn davor warnen: Eine junge blinde Frau ist verschwunden und Tarpon soll sie im Auftrag ihrer Großmutter wieder finden. Dabei helfen ihm sein alter Kumpel Haymann und Coccioli, einer der wenigen nicht korrupten Polizisten. Sie kommen einem raffiniert in einem pseudo-religiösen Kloster versteckten Drogenlabor auf die Schliche, natürlich betrieben von einem alten deutschen Nazi mit Hitlerbild an der Wand.

Mit einer lässigen Erzählgebärde nimmt Manchette das Ergebnis des großen, brutalen Showdowns vorweg, um ihn dann doch voll ablaufen zu lassen. Man merkt, dass Manchette auch Drehbücher geschrieben hat. Sein schnoddriger Stil macht ausgesprochen Lust auf mehr: “...es stank nach Myrrhe und Weihrauch. Auf jeden Fall nach Weihrauch, ob nach Myrrhe, da bin ich mir nicht ganz sicher, weil ich nicht weiß, wie Myrrhe riecht, hab ich nur so dahergesagt.” (S 152)