Weite_Welt

Mancinelli Laura

Das teuflische Testament

Pendo, Zürich 2000

Ernestam2

“Die zwölf Äbte von Challant” wäre die wörtliche Übersetzung dieser Novelle, aber natürlich nicht reißerisch genug für den Verlag. Die junge Autorin hat große Vorbilder (Das Dekameron von Boccaccio) und sich viel vorgenommen.

In guter Novellentradition erzählt sie eine “unerhörte Begebenheit” aus dem Mittelalter. Die Burg von Gallant in den italienischen Alpen fällt an Franchino von Mantua, der bei Annahme des Erbes übersehen hat, dass der alte Marchese von Gallant im Testament eine folgenschwere Klausel eingebaut hat: Der Erbe der Burg muss in Keuschheit leben, was angesichts der schönen Bianca, der Tochter des Alten, besonders infam erscheint.

Zur Überwachung ziehen 12 Äbte auf die Burg und machen dem neuen Burgherrn das Leben schwer. Noch dazu ist Winter. Das ganze Leben auf der Burg kreist um die schöne Bianca, von der sich alle angezogen fühlen, insbesondere ein geheimnisvoller Gast, Venafredo. Zum Glück kommen immer wieder neue Gäste auf die Burg, mit wechselnden Folgen. Die einen helfen Bianca, sich die Zeit und einsamen Nächte zu vertreiben, die anderen führen ( ungewollt?) dazu, dass die Äbte, einer nach dem anderen zu Tode kommen.

Schließlich bricht der Frühling aus, die Burg wird vom letzten verbliebenen Abt in Brand gesetzt, und Bianca und Venafredo bleiben übrig. Wahrscheinlich war er der heimliche Mörder. Nicht spannend, aber ganz hübsch.