Weite_Welt

Soininvaara Taavi

Der Finne

aufbau Berlin, 2009

Ernestam2

 Diesen Roman als Thriller anzupreisen, ist eine grobe Täuschung. Soininvaara benutzt nämlich  die vordergründige Krimihandlung dazu, tief einzutauchen in die finnisch-russische Geschichte, wozu ihm “Das Schwert des Marschalls” dient, ein seit tausend Jahren von der orthodoxen Kirche Russland geführtes Schwarzbuch über die Gräueltaten der russischen Herrscher seit Iwan dem Schrecklichen.

Ein alter blinder Finne hat das Buch so gut versteckt, dass nur sein Sohn, ein etwas weichlicher Geschichtsprofessor,  mittels einer Art historischer Schnitzeljagd dem Buch auf die Spur kommen kann. Natürlich wollen das auch russische Geheimdienstleute, die russisch-orthodoxe Kirche und Ratamo, Polizist im Urlaub, der damit einem Freund und Kollegen einen Gefallen tun will

Die Hinweise, denen sie alle unter Hinterlassung zahlreicher Leichen nachspüren, sind gleichzeitig eine Art Sündenregister der russischen Politik. So sei auch die Spanische Grippe, die Anfang des 20. Jahrhunderts 40 Millionen Menschen auslöschte, durch Viren aus einem russischen Labor ausgelöst worden, was natürlich niemand wissen darf. Besonders der amtierende Präsident Bukin (!) setzt alles daran, an das kompromittierende Dokument zu kommen.

Soininvaara verfolgt seinen Feldzug gegen die russische Politik, die ja Finnland Grausames angetan hat, mit hartnäckiger Bosheit. Fast wird dem Leseteufel Angst um ihn, denn der Arm des russischen Geheimdienstes ist nicht nur in diesem Roman lang.