Weite_Welt

´T Hart Maarten

Der Psalmenstreit

Piper, München 2007

Ernestam2

Marten ´t Hart fühlt sich als Jahrgang 44 wohl bemüßigt, in der Geschichte seines Heimatortes Maasluis zu forschen und daraus seine Inspiration zu ziehen. Der Roman spielt im 18. Jahrhundert und beschreibt fast 80 Jahre, die Lebensspanne seiner Hauptfigur Willem Roeder. Er ist Sohn einer Reedersfamilie und wird von seiner Mutter gezwungen, eine Zweckheirat mit einer buliminösen Reederstochter namens Diderica einzugehen, um seinen zwei Schiffen zwei weitere hinzufügen zu können.

Eigentlich liebt er Anna, aber sie ist eine arme Netzflickerin. Weil er seine Frau so verabscheut - sie riecht nach tranigem Fisch - wird die Ehe nie vollzogen; stattdessen zeugt er mit Anna einen Sohn, den er nicht anerkennen kann, der ihn noch dazu aus tiefstem Herzen hasst.

Diese verwickelte Liebesgeschichte macht den ersten Teil des Romans unterhaltsam zu lesen, aber immer mehr wendet sich ´t Hart seinen eigentlichen Interessen zu: Der Beschreibung seiner Heimatstadt und des dort herrschenden Wetters samt Sturmflut, der Ornithologie, schließlich ist ´t Hart gelernter Biologe, und der Musik. Das alles gewürzt mit viel Lokalpolitik, denn sein Antiheld ist Ratsherr und später Bürgermeister.

Und dazu kommt der Streit darum, in welcher Länge die Psalmen in der Kirche gesungen werden sollen. Was für moderne Ohren absurd klingt, hat natürlich einen handfesten sozialen Hintergrund, denn mit dem Fischerort Maasluis geht es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bergab, die jungen Leute finden keine Arbeit und rotten sich gegen die herrschende Schicht zusammen. Das alles wird angereichert durch viele Zitate aus alten Urkunden, was die Sache immer weniger lesbar macht, aber authentisch ist, wie ja der Autor im Nachwort eine ausführliche Bibliographie liefert und beteuert, dass alle Personen historisch seien.

Nach der Lektüre dieses langatmigen  Heimatromans weiß der Leseteufel nun, wie die verschiedenen Möwenarten heißen, von anderem geflügeltem Getier ganz zu schweigen. Der Übersetzer Gregor Seferens hat nicht nur in dieser Hinsicht hervorragende Arbeit geleistet.